16. März 1998 – März 1999

Mit einer Ausstellung zum Schönberg-Nachlaß öffnete das Arnold Schönberg Center im April 1998 im Wiener Palais Fanto seine Pforten und zeichnete den Kosmos des Komponisten, Malers, Dichters, Denkers, Erfinders und Lehrers in repräsentativen Beispielen aus dem Besitz Schönbergs nach.

Erster Verwalter seines künstlerischen Werkes war Schönberg selbst: zeitlebens ein auch archivarisch visionär begabter Sammler und Bewahrer eines in der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts als beispiellos geltenden Erbes, dessen Spektrum von philosophischen und politischen, musikästhetischen und satirischen, literarischen und zeitanalytischen Texten über ein vielfältiges bildnerisches Schaffen – Portraits und Selbstportraits, Landschaftsbilder, Karikaturen, Entwürfe zu Bühnenbildern, Spielkarten – bis zu Erfindungen von Gegenständen des individuellen Alltags eine Persönlichkeit beleuchtet, die sich menschlich wie künstlerisch zeitlebens tendenzieller Anpassung widersetzt hat und die es nicht nur über das musikalische Werk als unauslöschbare Signatur unseres Jahrhunderts zu entdecken gilt. Neben Ölbildern, Gouachen und Zeichnungen, originalen Musik- und Textmanuskripten – etwa zu »Moses und Aron« oder zu Fragen des Judentums, zu »Pelleas und Melisande« oder der »Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen« – wurden Erfindungen und Konzepte eines Künstlers gezeigt, der sich keinen Systemzwängen unterwerfen wollte und seiner Kunst jene Freiheit zugestand, die »nicht von können, sondern vom Müssen« kam.

Private Filmaufnahmen, Computerstationen, welche das Durchstreifen einer Korrespondenzdatenbank und einer umfangreichen Diskographie ermöglichten, sowie Hörstationen, die Schönbergs Gesamtwerk und Aufnahmen seiner Stimme abrufbar machten, ergänzten die Darstellung des bedeutendsten Nachlasses eines österreichischen Komponisten des 20. Jahrhunderts.